Betriebliche Anwendungssysteme (BAS) sind das Rückgrat der Informationsverarbeitung in Unternehmen. Historisch bedingt sind die Informationen auf verschiedene Systeme verteilt, sodass eine umfassende Sicht auf die Informationen für die Mitarbeiter schwierig ist. Das Social Network of Business Objekts (SoNBO) bietet dafür einen flexiblen Lösungsansatz.
SoNBO ist ein Konzept, um die Informationen aus verteilten Anwendungssystemen in einer einzigen Webapplikation zu integrieren. Dazu werden die Informationen als Klassen von Business Objects (z. B. Mitarbeiter und ausgehende Rechnung) in ihrer Beziehung zueinander im Unternehmen identifiziert, sodass ein (soziales) Netzwerk bzw. ein Graph entsteht. Diese Idee wird für die technische Realisierung verwendet: In einem SoNBO-Explorer wird der Graph konfiguriert, sodass die Informationen in Echtzeit abgerufen werden können (z. B. Informationen zu Mitarbeiter Müller und ausgehende Rechnung 1725). Die Mitarbeiter „surfen“ dann von Business Object zu Business Object und die Informationen werden im Frontend aus der jeweiligen Perspektive angezeigt. Der SoNBO-Explorer kann in ein Kollaborationssystem (z. B. IBM Connections) integriert werden.
SoNBO ist ein innovativer Ansatz für die Integration von Informationen. Den Mitarbeitern wird auf diese Weise ermöglicht, auf die z. B. ERP-/CRM-Daten im Unternehmen mit Hilfe einer benutzerfreundlichen Webanwendung zuzugreifen, die in ihr Kollaborationssystem eingebettet ist. Die Mitarbeiter erhalten dadurch eine umfassende Sicht auf geschäftsrelevante Geschäftsobjekte. Dies wird durch die Idee eines Social Network of Business Objects ermöglicht. Der Ansatz wurde in einem Unternehmen (Vössing Ingenieurgesellschaft mbH) identifiziert, für die Wissenschaft abstrahiert und vom CEIR-Forschungsteam weiterentwickelt.
Die Herausforderung bei der Übertragbarkeit von SoNBO auf beliebige Unternehmen besteht vor allem darin, das unternehmensspezifische Netzwerk zu entwickeln, welches dann in einem SoNBO-Explorer konfiguriert werden kann. Dazu hat das CEIR-Team Modelle, Methoden und Tools für die folgenden Schritte entwickelt:
Zunächst werden (1) die Business Objects im Unternehmen identifiziert. Anschließend werden (2) diese in Beziehung zueinander gesetzt. Folgendes Video zeigt ein Tool, das im Rahmen einer Bachelorarbeit im Bereich SoNBO entwickelt wurde und die Erstellung eines SoNBO unterstützt. Die beiden ersten Schritte berücksichtigen die unternehmensspezifischen Bedürfnisse (Business Sicht) sowie die vorhandenen Systeme (technische Sicht). Im letzten Schritt wird dann (3) ein SoNBO-Explorer mit dem Unternehmensnetzwerk konfiguriert.
Professorin
Petra Schubert ist Professorin im Fachbereich Informatik an der Universität Koblenz. Sie ist Leiterin des Competence Centre for Collaboration Technologies (UCT) und Mitgründerin von IndustryConnect. Sie ist Expertin für industrieorientierte Forschung und hat die eXperience-Fallstudienmethodik mitentwickelt. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Betrieblichen Anwendungssysteme mit einem speziellen Fokus auf hoch skalierten Softwaresystemen wie Enterprise Resource Planning Systems und Enterprise Collaboration Systems.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Berit Gebel-Sauer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschungsgruppe Betriebliche Anwendungssysteme der Universität Koblenz-Landau unter der Leitung von Prof. Dr. Petra Schubert. Sie studierte Mathematik, (Wirtschafts-)Geographie und Informatik an den Universitäten in Mainz und Koblenz.
In zwei mittelständischen Unternehmen sammelte sie Berufserfahrung im kaufmännischen Bereich sowie in der Projektarbeit. In dieser Funktion war sie insbesondere an der Einrichtung eines CRM-ERP–Systems beteiligt. Ihr aktueller Forschungsschwerpunkt ist die Ontologie-basierte Informationsintegration für den Digital Workplace. Dies erforscht sie im aktuellen Forschungsprojekt SoNBO (Social Network of Business Objects).